Bauernhilfsverein Oberschneiding begeht 157. Jahrestag

Der Traditionsverein, der Bauernhilfsverein Oberschneiding, feierte kürzlich seinen 157. Jahrestag. Dazu konnte Vorsitzender Stefan Plendl neben den Vereinsmitgliedern auch Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Behörden sowie aus der Banken- und Geschäftswelt begrüßen. Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Josef Bauer, seit 30 Jahren Ökolandwirt von Seepoint bei Landshut. Er referierte über das Thema „Die Landwirtschaft stellt uns vor immer mehr Herausforderungen. Ist Umstellung auf ökologischen Landbau eine Chance?“

Der Tag begann traditionell mit einem Gottesdienst zum Gedenken an die verstorbenen Mitlieder, der von Pfarrer Dr. Peter Maier zelebriert und vom Kirchenchor Oberschneiding unter der Leitung von Evi Grill feierlich umrahmt wurde. Im Gasthaus Krinner fand im Anschluss daran die Jahreshauptversammlung statt. Plendls besonderer Gruß galt der stellvertretenden Landrätin Barbara Unger, Bürgermeister Ewald Seifert, Kreisobmann Franz Lehner und Ehrenvorstand Josef Brunner. Das Jahr 2018 war gekennzeichnet von extremer Trockenheit, was den Land- und Forstwirten einige Ertragseinbußen beschert habe, so Plendl. Dennoch könne man mit dem Getreideertrag im Großen und Ganzen zufrieden sein.

Schriftführer Gregor Köring teilte mit, dass seit dem letzten Jahr 4 Mitglieder verstorben seien. Der Verein zählt aktuell somit 127 aktive Mitglieder und 30 Ehrenmitglieder. Kassier Martin Langgartner gab dann einen Überblick über die Einnahmen und Ausgaben und berichtete von einem zufriedenstellenden Kassenstand.

Grußworte
In ihrem Grußwort stellte stellvertretende Landrätin Barbara Unger fest: „Die Landwirtschaft ist kein Auslaufmodel!“ Die Land- und Ernährungswirtschaft sowie Holz- und Forstwirtschaft habe nicht nur in der Region einen hohen Stellenwert, sondern stehe wirtschaftlich bayernweit nach dem Automobil- und dem Maschinenbau auf dem dritten Platz. Dennoch stehe der Sektor derzeit vor enormen Herausforderungen wie Preisdruck, internationale Konkurrenz, steigende Anforderungen an Qualität von Lebensmitteln und Umweltschutz. Gerade im Hinblick auf die Digitalisierung machte die Landrätin deutlich, dass auch der Landkreis den Breitbandausbau fördere und unterstütze.

Bürgermeister Ewald Seifert gab den Anwesenden aktuelle Infos aus der Gemeindepolitik, insbesondere zu dem in der Dezembersitzung des Gemeinderates diskutierten Thema „Vorkaufsrechtssatzung“. Diese sollte es den Gemeinden nach Empfehlung des Bayerischen Gemeindetages und der Regierung von Niederbayern erleichtern, leerstehende Immobilien erwerben zu können, falls diese verkauft werden, um sie dann zu revitalisieren oder Bauwilligen für eine innerörtliche Bebauung zur Verfügung stellen zu können. Seifert stellte klar, dass die Gemeinde aber auf den Erlass einer solchen Satzung verzichtet habe, weil man seit Jahren bereits die Revitalisierung des Ortskerns von Oberschneiding erfolgreich praktiziere, wie z.B. durch den Bau des IT-Zentrums, der Schneidinger Mitte oder des FFW-Hauses. Gerade im direkten und persönlichen Gespräch mit den jeweiligen Eigentümern sei es so zu sehr guten Lösungen gekommen. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass derartige Satzungen für landwirtschaftliche Flächen ohnehin nicht gelten würden. Am Ende appellierte Bürgermeister Seifert in der schnelllebigen Social-Media-Welt zu mehr Gelassenheit und Zufriedenheit.

Kreisobmann Franz Lehner beleuchtete Aktuelles aus der Agrarpolitik und gab Infos zum Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), Greening oder Dürrehilfen. Gerade bei der Erfüllung der Greening Auflagen erbringen die Landwirte weitere Zusatzleistungen für Natur und Umwelt und sorgen dadurch für einen ökologischen Mehrwert. Damit wird auch den Wildtieren, Bienen und auch den Wildpflanzen zusätzlicher Raum geboten. Ferner sprach sich Lehner für die Schaffung einer Risikoausgleichsrücklage oder wirksame Versicherungslösungen aus, die die Liquidität und damit die Fortführung der Betriebe sichere.

Im Anschluss daran berichtete Josef Bauer über sein Lebenswerk den Biobauernhof in Seepoint bei Kumhausen bei Landshut. „Nach der Schule war ich neugierig, wollte neue Wege gehen!“ Allerdings wurde er am Anfang immer wieder belächelt, so der 53-Jährige. Mittlerweile werde seine Arbeit akzeptiert und die Nachfrage seiner Produkte sei höher als das Angebot. In seinem Referat spannte er einen weiten Bogen über die Entstehung bis hin zum heutigen Stand seines Mischbetriebs.

Bereits 1990 stellte er die Ackerflächen auf ökologischen Landbau nach Naturlandrichtlinien um. Mit der Betriebsübernahme von seinen Eltern erfolgte auch die Umstellung der Hühnerhaltung. Auf den Äckern baut er Futtergetreide für die Legehennen-Haltung und Speisegetreide für die Hofpfisterei an. Die Düngung der Ackerflächen erfolgt mit Hühnermist, womit auch hier wieder ein geschlossener Betriebskreislauf entsteht. Speisegetreide, Weizen und Roggen werden an die regionale Meyer-Mühle geliefert. Auf rund 100 ha Fläche betreibt der Biolandwirt Ackerbau und Legehennen-Haltung mit 4.700 Legehennen inklusive eines Direktvertriebes. Der Absatzmarkt seiner Produkte befindet sich überwiegend in Landshut und München

Die Nachfrage nach Bioprodukten, wie zum Beispiel Dinkel, Biozuckerrüben und Sojabohne seien hoch und die Erzeugerpreise rechnen sich auch durch die Einsparung von Betriebsmitteln wie Dünger und Pflanzenschutzmittel. Gerade auch im Bereich der Hack- und Striegeltechnik wurden in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, so dass hier eine Vielzahl an gut und sehr gut wirksamen Geräten zur Verfügung stehen. Bis ein landwirtschaftlicher Betrieb vollständig auf biologischen Anbau umgestellt habe, müssen insgesamt drei Jahre vergehen, erklärt Josef Bauer. Im Endeffekt müsse jeder Landwirt individuelle Chancen und Risiken der Betriebsart gegeneinander abwägen und für sich selbst entscheiden, ob eine Betriebs-Umstellung für ihn sinnvoll sei. Denn auch als Bio-Landwirt gehe es um die nachhaltige Sicherung des betrieblichen Erfolgs.

2019 01 15 Bauernjahrtag OS

Vorsitzender Stefan Plendl (dritter von rechts) bei Jahrestag des BHV mit BGM Ewald Seifert, Kreisobmann Franz Lehner, stellv. Kreisrätin Barbara Unger, Referent Josef Bauer, und Pfarrer Dr. Peter Maier (von links) – Text und Foto: Claudia Anzinger

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