Stirbt unsere Freiheit?

Ehrengedenken am Kriegerdenkmal in Oberschneiding – Wohlstand macht träge

Die Feierlichkeiten zum Volkstrauertag in Oberschneiding begannen mit einem Ehrenzug – angeführt vom Gäubodenspielmannszug Oberschneiding, Bürgermeister Ewald Seifert, den Gemeinderäten, der Ehrenabordnung der Reservistenkameradschaft Oberschneiding, einer Abordnung des Sanitätslehrregiment „Niederbayern“, Lehr- und Ausbildungszentrums Einsatz (LAZE) der Bundeswehr aus Feldkirchen sowie zahlreichen Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine.

Nach dem Gedenkgottesdienst betete Pfarrer Dr. Peter Maier am Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Oberschneiding und für alle Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Zerstörung. Der Volkstrauertrag sei nicht nur ein Tag, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern bedeutet vielmehr, der scheinbaren Übermacht von Hass und Gewalt heute entschlossener denn je entgegenzutreten. Wir müssen uns beharrlich für den Frieden einsetzen, damit sich „Unrecht wieder zu Recht, Böses wieder zu Gutem, Krieg zu Frieden, Diktatur zu Demokratie und Gefangenschaft zu Freiheit“ wenden kann, so Pfarrer Dr. Peter Maier.

Bürgermeister Ewald Seifert stellte die Frage, was die Gefallenen und Vermissten wohl sagen würden, wenn sie unser Land heute sehen würden? Das Land, dem sie mit ihrem Leid und ihrem Tod den Boden für eine fast 80 Jahre anhaltende Friedensperiode in Deutschland bereitet haben.

Und er befürchtete, sie würden sagen, dass der Frieden und der darauf gewachsene Wohlstand dem Land nicht wirklich gutgetan haben. „Ihr seid satt geworden, träge, unvorsichtig und bisweilen sogar selbstgefällig. Ihr glaubt ernsthaft, Frieden wäre einfach da, Frieden gehöre zu Deutschland wie der Rhein oder die Donau. Ihr glaubt, man bräuchte dafür nichts zu tun. Mit der Lebensweise, die ihr pflegt, macht ihr einen großen Fehler. Ihr wolltet das nicht gerne hören, aber Wachsamkeit wäre der Preis der Freiheit gewesen. Heute habt ihr gewaltig zu kämpfen, um Eure Versäumnisse wieder aufzuholen.“

Sie würden uns aber bestimmt auch sagen: „Ihr könnt es noch schaffen, dafür müsst ihr aber anfangen zu kämpfen. Ihr müsst allerdings in anderer Weise kämpfen als wir. Es kommt darauf an, dass ihr in Euren Köpfen und in Euren Herzen die Weichen dafür stellt, dass unser Land seine frühere Stärke wieder gewinnt.“ Das heißt Zusammenhalt, Geschlossenheit, Gemeinsinn und kluge Vorausschau. „Verschwendet eure Zeit nicht damit, euch gegenseitig zu beneiden und euch Probleme zu machen. Haltet zusammen und konzentriert eure Kraft auf das, was euch am Ende den entscheidenden Erfolg bringt, was euch als Gemeinschaft guttut.“

„Kümmert euch um die Demokratie, sie ist wertvoll. Sorgt dafür, dass es eine Ehre ist, unserem Land zu dienen. Macht euch kundig und tut den Mund auf, wenn es angebracht ist. Die Demokratie bringt euch Freiheit. Das bedeutet nicht gleichzeitig auch Sicherheit. Sicherheit erfordert Verantwortung, eigene Kraft und eigene Stärke. Und macht Eure Armee stark, mit Ausrüstung und Ansehen. Dann greift euch niemand an! Denn wir wünschen uns so sehr, dass unser Opfer nicht umsonst gewesen ist!“

Auch Oberfeldarzt Dr. Forster forderte angesichts der global wachsenden Unsicherheiten, Verantwortung in Deutschland zu übernehmen. „Wir müssen uns in Europa einig sein und uns stark präsentieren!“ Deutschland müsse sich verteidigen können, um die freiheitliche demokratische Grundordnung, das deutsches Wertesystem, aber auch die persönliche Freiheit und die Selbstbestimmung zu erhalten. Die Bundeswehrsoldaten seien ein stabiler Garant dafür – auch unter Einsatz des eigenen Lebens. „Jeder Krieg, der verhindert werden kann, ist ein Sieg!“ Er forderte die Zuhörer auf, die Bundeswehrsoldaten aus der Mitte der Gesellschaft heraus moralisch und persönlich zu unterstützen. Denn: „Die Bundeswehr ist der zentrale Kern der Sicherheitsvorsorge!“

Am Ende dankte Bürgermeister Seifert den Zuhörern, die mit ihrer Anwesenheit am Ehrenmal die dankbare Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt sowie ihre Hochachtung gegenüber der Bundeswehr aber auch gegenüber den Sicherheitskräften von Bund und Land und den zivilen Rettungsdiensten zum Ausdruck brachten. Als Zeichen der Wertschätzung und der Verbundenheit legte sodann Bürgermeister Ewald Seifert und Oberfeldarzt Dr. Forstner im Namen der Gemeinde Oberschneiding ein Kranzgebinde am Ehrenmal nieder. Mit dem Lied vom guten Kameraden, gespielt vom Spielmannszug Oberschneiding, drei Böllerschüssen aus der Salutkanone der KSK Oberschneiding und der gemeinsam gesungenen Nationalhymne endete der feierliche Gedenkakt.

Text und Bild: Claudia Anzinger

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