Dass der Kirchenchor Oberschneiding nicht nur ein umfangreiches Repertoire an klassischer Chorliteratur hat, bewies er kürzlich wieder bei seinem Konzertauftritt in der Oberschneidinger Pfarrkirche. Chorleiterin Susanne Schmidt verstand es ausgezeichnet, die einzelnen Darbietungen kontrastreich nebeneinander zu setzten und so ein Klangmosaik entstehen zu lassen, das die Zuhörer von der ersten bis zu letzten Minute fesselte. Ein breites Spektrum von der Renaissance, Barock, Klassik und Romantik bis hin zu Gospel, Jazz und Pop – ein großartiger Hörgenuss, der den Künstlern stehenden Applaus bescherte.
Der rund 20 Sängerinnen und Sänger zählende Kirchenchor startete gefühlvoll und ausdrucksstark mit dem hebräischen Lied „El Shaddai“ (allmächtiger Gott) von John Thompson ins Programm und entführte die Zuhörer sogleich in die farbenreiche Klangvielfalt des Chorgesangs. Psalm 104, 33 war die textliche Grundlage für das vom Chor a-capella vorgetragene Liedgut „Das ist meine Freude“ von Dieter Golombek (1933-1955). Edvard Griegs (1843-1907) berühmtestes Chorwerk „Ave Maris stella“ überzeugte durch seine ausdrucksvolle Melodik und Harmonie. Dann war der Kirchenraum erfüllt vom warmen und weichen Timbre des Männerchores bei dem Klassische Stück „Ave Verum corpus “ von Edward Elgar, dem rhythmisch akzentuierten Barockstück „Cantate Domino“ von Giuseppe Ottavio Pitoni oder dem modernen Stück „The lord bless you and keep you“ von John Rutter. Hervorzuheben waren dabei die vielen „Amen“-Einsätze John Rutters, die der Chor beim letzten gemeinsamen „Amen“ gefühlvoll im pianissimo ausklingen ließ.
Ein Konzert bedeutet immer auch: „Sich Zeit nehmen“, „entspannen“, „sich konzentrieren“ und „sich einlassen auf den Klang, die Musik, den Dialog zwischen Komponist und Singenden“. Und so wurden die Zuhörer förmlich beflügelt, in sich zu hören und Kraft zu schöpfen bei den zeitgenössischen Stücken „God so loved the World“ (Dr. Wolfgang Reiser), „Ab und zu braucht meine Seele Ruhe“ (Reimund Hess) oder dem modernen Evergreen „ You raise me up“ („Du ermutigst mich“ von Brendan Graham und Rolf Lovland) oder mitgerissen zu werden bei dem Spiritual des Frauenchores „All night, all day“. Schließlich wurde der Epochen-Bogen wieder gespannt und der Gesamtchor trug das A-capella Stück „Ave Maria“ des Renaissance-Komponisten Jakob Arcadelt mit fließendem Rhythmus ruhig und getragen vor.
Durchaus als geistliche Popmusik könnten die Stücke „Ich möchte Deine Stimme hören“ von Carsten Groß und „Alle Dinge dieser Welt“ von John Rutter bezeichnet werden, die vom Wechsel zwischen einstimmig geführten Passagen und mehrstimmigem Chorsatz leben. Der Chor verstand es einmal mehr unbändige Wärme und Zuversicht zu vermitteln bei „Love can build a bridge“ („Liebe kann eine Brücke bauen“, John Jarvis, Paul Overstreet und Naomi Judd) und bei „An irish blessing“ (James E. Moore). Ein besonderes Debüt gab die Chorleiterin und Mezzosopranistin Susanne Schmidt mit ihrer Soloeinlage – die den tiefgehenden Text „ Ohne deinen Segen wollen wir nicht von Dir gehen“ von Klaus Heizmann mit einfühlsamer, klarer und ausdrucksstarker Stimme vortrug. Beim letzten Programmpunkt „We are the world“, wirkten auch einige Kinder mit, die mit frischer klarer Stimme dem weltbekannten Song von Michael Jackson und Lionel Richie eine besondere Note verliehen.
Das abwechslungsreiche Programm, das von traditionellen Liedern über poppige Arrangements bis hin zu Klassik reichte, und die hohe Qualität des Chores und der einzelnen Solostimmen und der Solisten sorgten dafür, dass die über eineinhalbstündige Konzertdauer wie im Fluge verging und die Zuhörer nach der letzten Note allen Aktiven einen lang anhaltenden und leidenschaftlichen Applaus spendeten. Pfarrgemeinderatssprecher Thomas Krinner bedankte sich beim Publikum, dass sie sich Zeit genommen hatten für diesen außergewöhnlichen musikalischen Abend und vor allem bei der Chorleitung Frau Susanne Schmidt für die überragende Leistung des Oberschneidinger Kirchenchores. Musikalisch unterstützt und begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger von Martin Thom an der Violine, Peter Schmidt am Schlagzeug, Susanne Schmidt und Anke Dauter-Kaiser am Keyboard.
Ein purer Hörgenuss! Der Oberschneidinger Kirchenchor mit seiner Chorleiterin Susanne Schmidt (vorne, vierte von links) und den Instrumentalisten Martin Thom (erster von links oben), Peter Schmidt (erster von links vorne) und Anke Dauter- Kaiser (dritte von rechts, mittlere Reihe)