Volkstrauertag in Würde begangen
Am Vorabend des Volkstrauertages gedachte die Pfarrei Reißing der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege, aber auch der Kriegs.-und Gewaltopfer dieser Tage. In einem Fackelzug, angeführt durch den Gäubodenspielmannszug Oberschneiding zogen der Krieger-und Reservistenverein Reißing, Bürgermeister und die Ortsvereine in die Pfarrkirche Reißing ein, wo Pfarrer Peter Maier den Gedenkgottesdienst zelebrierte.
Keine guten Aussichten – so könnte man meinen, wenn man auf die Bilder schaut, die uns die Bibel vom Ende der Welt zeichnet. Von Katastrophen ist da die Rede, von Kriegen und Hungersnöten: „Die Sonne wird sich verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen (Jes 13, 10), und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden“ (Mk 13, 24 f.), richtete Pfarrer Peter Maier an die Gottesdienstbesucher.
Krieg wurde zur Katastrophe
Als vor etwa hundert Jahren der Erste Weltkrieg begann, war von vielen Seiten auch Jubel zu hören. Nicht wenige waren der An¬sicht, man könne durch einen solchen Krieg Stärke zeigen und die nationale Identität stärken. Doch je länger der Krieg dauerte, desto mehr mussten sie einsehen, dass jeder Krieg letztlich keine Sieger hervorbringt, sondern immer nur Verlierer. In ähnlicher Weise fand auch der Zweite Weltkrieg durchaus seine Befürworter. Nationaler Stolz sollte wiedergewonnen und Rache sollte genommen werden für eine schmähliche Niederlage und für einen Friedensvertrag, durch den sich viele zutiefst gedemütigt fühlten. Doch auch dieser Krieg wurde zur Katastrophe – für Sieger und Besiegte – und zu einer Niederlage für Menschheit und Menschlichkeit. Schaut man in diesem Sinn auf die beiden großen Kriege des letz¬ten Jahrhunderts zurück, dann muss man zumindest sagen, dass anfänglicher Jubel zu Kriegsbeginn schließlich umschlug in schie¬res Entsetzten angesichts der Toten, der Zerstörung, der massen-weisen und systematischen Vernichtung von Menschen. Und – Gott sei Dank – gab es in den Jahren nach diesen beiden Kriegen dann so etwas wie Nachdenklichkeit, Besinnung und gute Vorsätze: „Nie wieder Krieg“ – dieser Satz wurde zur Hoffnung vieler Völker.
Und so lädt uns das Evangelium ein, dass wir auch aus den Katastrophen lernen sollen, bessere Menschen zu werden. Das Evangelium lädt uns ein, nicht nur aus der Vergangenheit zu leben und zu lernen, sondern ebenso aus der Zukunft, die Jesus Christus verkündet hat und die Gott geben wird.
Über aller Vergangenheit wie über aller Zukunft aber stehen die Hoffnung und der Trost des Glaubens:
Alles wird gut, weil Gott es in seinen Händen hält.
Mit dem gemeinsamen Schlusslied „ Gib uns Frieden jeden Tag! Lass uns nicht allein, denn du hast uns versprochen, stets bei uns zu sein….“
Nach der Messfeier nahmen Bürgermeister, der KuRV Reißing, die örtlichen Vereine sowie Pfarrgemeinde Aufstellung am Ehrenmal. Hier gedachte Pfarrer Peter Maier zunächst der vielen Opfer von Krieg und Gewalt bis in die heutige Zeit. Gemeinsam betete man dann für die vielen Toten und um den Erhalt des Friedens.
Volkstrauertag als ständige Mahnung
Bürgermeister Ewald Seifert gedachte in seiner Ansprache den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege und der bei den Auslandseinsätzen der Deutschen Bundeswehr gefallenen Soldaten.
Der Volkstrauertag, den wir heute, 70 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkrieges hier am Kriegerdenkmal gemeinsam begehen, steht im Zeichen des Gedenkens an die Toten und Vermissten der beiden Weltkriege. In dankbarer Erinnerung beten wir für die unzähligen Männer und Söhne, Brüder und Freunde, die in den Jahren 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 ihr Leben ließen.
Wir sollten den Volkstrauertag als ständige Mahnung zum Frieden und zur Dankbarkeit begreifen. Wir, die wir in Deutschland in Frieden leben dürfen, haben sehr viel Grund, dankbar zu sein. Dankbar unseren Eltern und Großeltern, den Generationen die uns großgezogen und zugleich das Land wieder aufgebaut haben.
Dankbar allen Gefallenen und Vermissten der beiden Kriege, die durch ihren Einsatz, durch das ertragene Leid und durch das Opfer ihres Lebens diesem Land nach der dunkelsten aller Epochen einen Neubeginn ermöglicht haben, dankbar den Angehörigen der Deutschen Bundeswehr. Sie wurden vor 60 Jahren als Friedensarmee gegründet und hat ihren Auftrag hervorragend erledigt.
Die schrecklichen Anschläge am Freitag, 13. November, so das Gemeindeoberhaupt, die weit über 100 Menschen das Leben gekostet haben, die für viele Menschen seit Jahren dramatische Situation im Nahen Osten und in Nordafrika und der inzwischen in den Bereich von vielen Millionen gehende Flüchtlingsstrom in Richtung Europa führen uns überdeutlich vor Augen, dass gewachsene demokratische Strukturen und die innere Stärke der Bevölkerung einen oft zu gering geschätzten, aber in Wirklichkeit einen unschätzbar hohen Wert darstellen.
Im Namen der Gemeinde Oberschneiding legte der Bürgermeister am Ehrenmal einen Kranz nieder. Während der Gäubodenspielmannszug auf den Trompeten das Lied vom „Guten Kameraden“ intonierte, senkten sich die Fahnen. Dabei donnerten drei Böllerschüsse durch die Luft.
Am Ehrenmal wurde eine eindrucksvolle und würdige Gedenkfeier abgehalten.
Text und Foto: Gerhard Schindlmeier