Individuelle Entwicklungsbegleitung jedes einzelnen Kindes liegt der Kita am Herzen
„Weil Kinder das Wertvollste sind, das wir haben“ so lautet der Leitsatz an dem sich die Kita Pusteblume in Oberschneiding seit Jahren orientiert. Dabei steht die individuelle Förderung und Forderung der Kinder im Vordergrund. Soweit die Theorie. Doch wie schafft man es im Kindergartenalltag diesem hohen Qualitätsanspruch gerecht zu werden? Besonders in einer Einrichtung wie dieser, die als einzige Kindertagesstätte im Landkreis die Kriterien des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes für ein Haus für Kinder erfüllt, in dem die klassischen Übergänge von der Krippe zum Kindergarten und vom Kindergarten in die Schule bzw. in den Hort nahtlos geschehen.
Gerade diese Übergänge, bei denen die Kinder beispielsweise von der Krippe in den Kindergarten oder vom Kindergarten in die Schule übertreten, sind besonders bedeutsame Lebensabschnitte, die eine Vielzahl von Veränderungen mit sich bringen und die kindliche Entwicklung maßgeblich beeinflussen. Es handelt sich dabei um ganz sensible Wendepunkte, die den Kleinen ein hohes Maß an Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Anpassungsvermögen und Flexibilität abverlangen. Nach dem Motto „Hilf mir selbst zu tun, was ich können muss“ unterstützen die Pädagoginnen der Kita Pusteblume diesen Prozess, indem sie schon Wochen vor dem Übergang gemeinsam mit den Kindern die jeweilige Gruppe regelmäßig besuchen, wodurch erste Kontakte geknüpft werden können. Außerdem wird anhand von Beobachtungen der Entwicklungsstand der Kinder dokumentiert. Dieser wird mit den Eltern und den künftig zuständigen Pädagoginnen besprochen, damit weiterhin eine individuelle Entwicklungsbegleitung gewährleistet werden kann.
Doch genau an diesem Punkt machten sich die Schwächen des bislang verwendeten Beobachtungskonzeptes bemerkbar. Leiterin Bettina Sosnitza (derzeit in Elternzeit) stellte gemeinsam mit ihrem Team immer wieder fest, dass der von der Einrichtung angestrebte Qualitätsanspruch mit dem Beobachtungskonzept nicht erreicht werden kann. Es zeigte sich, dass das Konzept in einer Einrichtung wie dieser in sich nicht kompatibel war. Das lag vor allem daran, dass es sehr statisch und defizitorientiert war und überwiegend eine Aneinanderreihung von Ist-Zuständen darstellte, als eine nahtlos ineinander übergehende Dokumentation eines Entwicklungsprozesses. Hierbei ist aber zu betonen, dass das Instrument der Beobachtung grundsätzlich eine wichtige Maßnahme ist, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und gezielt fördern zu können. Sie bildet somit unumstritten die Grundvoraussetzung für eine professionelle pädagogische Arbeit, denn sie vermittelt gute Kenntnisse über die Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse der Kinder und gibt wertvolle Impulse für die Gestaltung der Arbeit im Kindergarten.
Es war demzufolge an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen. Auf der Suche nach einem geeigneten Konzept, das den Anforderungen gerecht wird, entschied sich die Kita Pusteblume für das Salzburger Beobachtungskonzept (SBK), welches nach den Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie aufgebaut ist und auf einem wissenschaftlich fundierten Beobachtungssetting basiert. Nach der Teamfortbildung, die im Kita-Jahr 2014/15 stattfand, wird das Konzept bereits in der gesamten Kindertagesstätte eingesetzt. Das SBK basiert auf einem Zweisäulenmodell, welches für alle Beteiligten differenzierte und fundierte Beobachtungsaussagen liefert. Dabei arbeiten die Pädagoginnen intern mit Einschätzungs-und Beobachtungsbögen und nach außen mit einem Portfolio für Kinder und Eltern. Die zweistufige Herangehensweise liefert eine primäre Einschätzung aller Kinder von der im Bedarfsfall weitere differenzierte Beobachtungen mit klaren Zielsetzungen vorgenommen werden. Die Pädagoginnen werden vor allem in ihrer Wahrnehmung geschult und sensibilisiert. Hierbei sollen „Fallen“ wie Interpretationen, Vermutungen, Wertungen, Vorurteile, zufällige und spontane Beobachtungen vermieden werden. Außerdem werden die Beobachtungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt, so dass kein gespieltes Verhalten mit einbezogen wird und die Tagesverfassung von Kind und Pädagogin nicht ausschlaggebend ist. Ein weiterer Vorteil ist die Effektivität im Zeitmanagement: die Arbeit mit dem Konzept und den Bögen ist so praktikabel gestaltet, dass es genügend Raum für die eigentliche pädagogische Arbeit lässt. Selbst die Vorbereitung und Durchführung von Elterngesprächen wird dadurch erleichtert. Zusammenfassend entsteht für jedes Kind ein Entwicklungs-Profil, welches sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer gegenüberstellen und vergleichen lässt und die Kinder von der Krippe bis zur Schule begleitet.
Um sich genauer über Inhalte und Umsetzung des Salzburger Beobachtungskonzeptes in der Pusteblume zu informieren, lud das Kita-Team unter der Leitung von Fr. Tanja Haas die Eltern am vergangenen Donnerstagabend, 28.01.2016, in die Kindertagesstätte ein. In Form einer Power-Point-Präsentation und durch das Vorstellen der Arbeitsmaterialien konnten sich die interessierten Eltern selbst ein Bild über dieses stärken- und ressourcenorientierte Konzept der Beobachtung und Entwicklungsbegleitung machen. Denn nur wenn Elternhaus und Kita an einem Strang ziehen, kann man beste Bedingungen für das einzelne Kind schaffen.