Traditionsverein drei weitere Jahre gesichert

Umfangreiche Vorträge und Neuwahlen am Bauernjahrtag in Oberschneiding

Auch beim Bauernjahrtag im Gasthaus Krinner in Oberschneiding war der Frust über die immer schlechter werdenden agrarpolitischen Rahmenbedingungen deutlich spürbar. Die Landwirtschaft wegen der Klimakatastrophe pauschal anzugreifen und die großen Erfolge im Einsatz für den Klimaschutz zu ignorieren, sei völlig kontraproduktiv. Ein solches Verhalten sei zutiefst enttäuschend, so der Vorsitzende Stefan Plendl. Und die EU-Auflage, ab 2023 vier Prozent Flächen stilllegen zu müssen, ohne jegliche Begrünung, gleiche einer Enteignung. Der Krieg in der Ukraine habe aber aktuell gezeigt, wie wichtig der Bauernstand sei. Neben den Neuwahlen standen viele Grußworte und der Hauptvortrag von Christina Bauer von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft (LGB) zu dem Thema Haftung bei landwirtschaftlichen Betriebsunfällen und bei Nutzung von Gemeinschaftsmaschinen sowie Folgen fehlender Elektroprüfung auf der Tagesordnung.

Der Bauernhilfsverein ist der älteste Verein in der Gemeinde Oberschneiding, und einer der ältesten des Landkreises. Ob die Gründungsmitglieder des Bauernhilfsverein vor 161 Jahren an eine derart lange und traditionsreiche Geschichte ihres Vereins im Visier gehabt haben? Seit der Gründung am 13. Oktober 1862 wurden viele Höhen aber auch Tiefen durchlebt! Herrschaftswechsel, Kriege, Wirtschaftskrisen und Pandemien! Und doch: Der Bauernhilfsverein war ein Traditionsverein, deren Mitglieder über lange Zeit und über Generationen hinweg zueinanderstanden, gemeinsam mit Gleichgesinnten an einen Strang zogen und den „Bauernstand“ in Kirche und Gesellschaft stolz präsentierten. Und heute? „Diese tiefe, oft generationenübergreifende Verwurzelung vor Ort muss auch in Zukunft erhalten bleiben“, betonte Stefan Plendl. „Durch den Krieg vor unserer Haustüre wird so manchem erst bewusst, wie wichtig unser Bauernstand in der Region ist. Die vergangenen Monate haben uns gezeigt, dass die Regale auch mal ganz schnell leer sein können. Vielleicht können wir mit unserem Traditionsverein doch bald wieder mit „Kopf hoch und Brust heraus“ bei der Bevölkerung Ansehen gewinnen und nicht immer als Buhmann oder Umwelt Sünder verurteilt werden!“ so Plendl weiter. Deshalb sei es ihm ein Anliegen, dass auch die junge Generation sich für diesen Traditionsverein einbringe. Deshalb stelle er sich noch einmal zur Wahl in der Hoffnung, dass in drei Jahren er das Amt in jüngere Hände übergeben könne. Derzeit beziffere sich der Mitgliederstand auf 125 aktive Mitglieder und davon 24 Ehrenmitglieder, 8 Mitglieder seien im letzten Jahr verstorben.

Vorsitzender Stefan Plendl freute es deshalb umso mehr, dass zum 161. Jahrestag des Bauernhilfsverein Oberschneiding neben den Vereinsmitgliedern auch Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft und der Geschäftswelt begrüßen durfte. Der Tag begann traditionell mit einem Gottesdienst zum Gedenken an die verstorbenen Mitlieder, der von Pfarrer Dr. Peter Maier zelebriert wurde. Die Welt ist von einem rasanten Wandel geprägt. Darum sei es wichtig, sich immer wieder auf die Liebe, so wie sie uns Jesus vorgelebt hat, als „Lebensentwurf“ zu besinnen, so Pfarrer Maier in seiner Predigt: Denn die Liebe beinhaltet auch Miteinander statt Gegeneinander, Wahrheit statt Betrug, Wertschätzung statt Herabsetzung, Fairness statt Ungerechtigkeit!

Bevor man dann zu den Neuwahlen schritt, gab Vereinsschatzmeister Martin Langgartner noch einen Überblick über die Einnahmen und Ausgaben und berichtete von einem zufriedenstellenden Kassenstand. Auch heuer wurde die Kollekte wieder für die Ausstattung und Sanierung des Jugendheimes verwendet.

Neuwahlen

Bei der Neuwahl wurde dann die Vorstandschaft weitgehend im Amt bestätigt. Der Bauernhilfsverein Oberschneiding setzt sich auch in den nächsten 3 Jahren zusammen aus dem ersten Vorstand Stefan Plendl, dessen Stellvertreter Hans Brunner und Stefan Zellmer, dem Schatzmeister Martin Langgartner sowie dem Schriftführer Rupert Kiermeier jun. (neu). Als Ortsvertreter bzw. Beisitzer agieren Robert Böck, Josef Stegbauer, Franz Dummer, Ruppert Kiermeier jun., Franz Geiger und Josef Krinner. Das Amt der Kassenprüfer üben Josef Krinner und Josef Stegbauer aus. Vereinsdiener bleibt weiterhin Franz Tischler und Fahnenjunker Hans Grüll sowie Josef Krinner.

Stellvertretende Landrätin Barbara Unger ging kurz auf die zum 01.01.2023 in Kraft getretenen neuen Reformen der GAP (Gemeinsamen Agrarpolitik der EU) ein. Noch strengere Auflagen für Umwelt- und Klimaschutz und eine gute Betriebsführung müssen künftig erfüllt werden.

Bürgermeister Ewald Seifert berichtete in seinem Grußwort über mögliche Einsatzszenarien in der Gemeinde im Katastrophenfall. Bei einem sogenannten Blackout, bei dem es weder Strom, Internet noch Handyempfang gebe, wovon auch die vielen Pumpstationen der Abwasserentsorgung betroffen wären, könnten auch die Landwirte wertvolle Dienste mit ihren landwirtschaftlichen Geräten leisten. Das Zusammenspiel verschiedener Akteure sei wichtig, um im Notfall gerüstet zu sein, so Seifert. Dabei diene das Feuerwehrhaus als „Leuchtturm“, an dem auch ein analoger Funk, z.B. zur Benachrichtigung des Rettungsdienstes, vorhanden sei.

Der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Straubing Landwirtschaftsdirektor Josef Groß informiert über die komplizierte Antragsstellung zur Ausgleichzahlung. Die Landwirte müssen hohe Auflagen einhalten, wenn Sie von den Fördertöpfen der EU, Deutschland oder Bayern (KULAP) Gelder in Anspruch nehmen wollen. Dabei sei der Förderkatalog in verschiedenen Ebenen aufgeteilt. Schlagwörter wie Konditionalität, Standards für den guten landwirtschaftlichen ökologischen Zustand der Flächen, Mindestbodenbedeckung oder Fruchtwechsel wurden in einem PowerPoint Vortrag anschaulich erläutert. Mit dem LFL-Prämienrechner könne man sich weitgehend orientieren. Die Kontrolle der betrieblichen Flächen erfolge durch den neuen Sentinel Satellit. Dieser überfliege pausenlos die Flächen und kontrolliere mögliche Vergehen oder Abweichungen gegenüber den Anträgen.

Da der Kreisobmann vom Bauernverband Franz Schreyer verhindert war, stellte sich dessen Stellvertreter Johannes Mückenhauser der Versammlung kurz vor. Mittlerweile sei er auch im Bezirkskreisvorstand und in der Niederbayerngruppe tätig. Anhand von verschiedenen Folien zeigte er auch die vielfältigen Tätigkeiten des Bayerischen Bauerverbandes (BBV) auf. Eines der Zukunftsthemen wird der europäische Green Deal sein, ein umfassendes Paket politischer Initiativen mit dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden.  

Haftung bei landwirtschaftlichen Betriebsunfällen

Trotz vorgerückter Stunde klärte anschließend Christina Bauer von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft (LBG) als Hauptreferentin in einem erfrischenden und informativen Vortrag über Folgen und Haftung von landwirtschaftlichen Betriebsunfällen auf. Nicht sicherheitsgerechtes Verhalten im Umgang mit der Technik und mit Maschinen seien häufige Unfallursachen. Daher sind und bleiben Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz die Hauptaufgaben der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Komme es tatsächlich zu Unfällen, steht letztendlich immer die Frage der Haftung im Raum. Nicht selten stehen Forderungen und Folgekosten in Millionenhöhe im Raum! Deshalb müsse sich jeder Unternehmer darüber im Klaren sein, dass Verantwortung in der Unfallverhütung Verpflichtung für den Arbeitsschutz bedeutet! Vorrangiges Ziel sei es deshalb, mehr Sicherheit am Arbeitsplatz zu schaffen, damit es erst gar nicht zu Arbeitsunfällen komme, so Bauer. Dabei gilt das Prinzip: Prävention vor Entschädigung! Die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft unterstütz die Unternehmer mit praxisbezogenen Publikationen und fachkundiger Beratung dabei, die Vorschriften des Arbeitsschutzes umzusetzen. Denn die sichere und gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze ist Aufgabe der Unternehmer.

Schulung für mehr Arbeitssicherheit

Zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen zur sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung haben landwirtschaftliche Unternehmer die Möglichkeit, sich in speziellen Kursen zu den Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz selbst umfassend aus- und weiterbilden zu lassen. Ziel ist es, den landwirtschaftlichen Unternehmer in die Lage zu versetzen, gesundheitsgefährdende Risiken schon im Vorfeld zu erkennen und zu beseitigen. Bauer empfahl den Anwesenden auch eine Haftpflichtversicherung abschließen. Zum Abschluss zeigte die Referentin noch grausame Unfallhergänge auf. Bei Jährlich 54 Landwirtschaftlichen Unfällen, finden 22 im Wald statt. Mit einem kleinen Präsent bedankte sich anschließend Stefan Plendl für den aufschlussreichen Vortrag.

Auch Geschäftsführer des Maschinenrings (MR) Martin Krinner sicherte den Versammelten bei den neuesten Herausforderungen die vollste Unterstützung zu. So biete der Maschinenring Beratung bei der Düngung und Dokumentation in den Roten Gebieten an oder gebe Hilfeleistung bei den Auflagen der GAP. Auch Bodenproben können über den MR durchgeführt werden.

Am Ende der Versammlung wies Vorstand Stefan Plendl noch auf den Ausflug zum landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Lichtinger in Thalmassing hin, bei der die Teilnehmer die Zwiebelfabrik, Trocknung und Kartoffelaufbereitung besichtigen können. Der Termin wird rechtzeitig in der Tagespresse bekanntgegeben.

Das Bild zeigt: (sitzend von links) Vorsitzender Stefan Plendl, Josef Groß (Leiter AELF), stellvertretende Landrätin Barbara Unger, Christina Bauer (LBG), Hannes Brunner (stellv. Vorsitzender), Josef Stegbauer; (stehend von links) BGM und Kreisrat Ewald Seifert, Heribert Schulte (Spartengeschäftsführer Agrar/Technik BayWa), Stefan Zellmer (stellv. Vorsitzender), Robert Böck, Kassier Marin Langgartner, Franz Tischler (Vereinsdiener), Ehrenvorstand Sepp Brunner, Martin Krinner (Geschäftsführer MR Straubing), Sepp Krinner, Johannes Mückenhauser (stellv. Kreisobmann und Ortsobmann der Gemeinde Oberschneiding) sowie Pfarrer Dr. Peter Maier

Text und Bild: Claudia Anzinger

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